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Gianni Motta

Der Rahmen ist ein Gianni Motta Personal 2001 R. Die Besonderheit dieses Rahmens ist, dass er mit einem sogenannten Gilco Rohrsatz der Firma Columbus gebaut wurde. Dabei handelt es sich um profilierte Columbus Rohre, die für das Ober-, Unter- sowie für das Sitzrohr verwendet wurden. Dazu später mehr.

Die Rahmen der Personal Serie waren die Top Modelle des italienischen Rennfahrers und Rahmenbauers Gianni Motta, der in seiner professionellen Rennfahrerkarriere von Anfang der 1960er Jahre bis 1976 unter anderem den Giro di Lombardia, die Tour de Swiss und 1966 den Giro D`Italia gewann. Nach seiner Rennfahrerkarriere startet Gianni Motta sein Unternehmen und baute selbst hochklassige Rennrad Stahlrahmen.

Der Personal wurde von 1976 bis Mitte der 1980er Jahre gebaut. Ab 1985 wurde der Personal 2001 R in den Markt eingeführt. Die genauen technischen Unterschiede kenne ich ehrlich gesagt nicht. Aus meiner Zeit als Jugend und Junioren Rennfahrer erinnere ich mich noch sehr gut daran, dass auf einmal bunte Rennräder in Mode kamen und immer mehr Rennfahrer, die es sich leisten konnten, sehr farbenfrohe Gianni Motta Modelle fuhren. Der Personal 2001 R wurde in verschiedenen Farbkombinationen angeboten, unter anderem auch in der damals berühmten Tre-Colori Version. Die Rahmen waren dreifarbig in den Nationalfarben Italiens, Frankreich und Belgien lackiert. Die Farben für Italien und Frankreich waren Grün bzw. Blau am Oberrohr, Weiss am Sattel- und Steuerrohr sowie Rot am Unterrohr. Für Belgien war das Oberrohr Gelb, Sattel- und Steuerrohr Schwarz sowie das Unterrohr Rot lackiert. Der Hinterbau war bei allen Modellen verchromt.

Mitte der 1980er Jahre entwickelten Ernesto Colnago und Gilberto Columbus den sogenannten Gilco Rohrsatz. Dabei handelt es sich um ein rundes Rohr mit vier symmetrischen Rillen im mittleren Abschnitt des Rohrs. Damit sieht das Rohr im Querschnitt aus wie ein vierseitiger Stern. Ziel dieses Profils war eine erhöhte Verwindungssteifheit bei gleichzeitig reduziertem Gewicht. Der Columbus Gilco Rohrsatz war extrem exklusiv und wurde ab 1985 bis heute in allen Colnago Master Rahmen verbaut.

Ende der 1980er Jahre hat auch Gianni Motta sein Premium Modell Personal 2001 R mit einem Gilco Rohrsatz ausgestattet. Ein Modell wurde in einer sehr aufwändigen Lackierung angeboten. Die Grundfarbe war Weiss mit Blau- Grün am Oberrohr, Rot- Grün am Sattelrohr und Rot- Blau am Unterrohr. Der Hinterbau ist verchromt. Mir gefällt die Lackierung ehrlich gesagt nicht, aber der Rahmen mit Gilco Rohrsatz an sich hat es mir schon immer angetan. Es dürften nicht viele Personal 2001 R Rahmen mit Gilco Rohrsatz gebaut worden sein und einer davon landete im März 2021 in meinem Keller.

Schon auf den Bildern im Internet habe ich gesehen, dass der Rahmen gut ist und ich ihn auf jeden Fall restaurieren kann. Ein Risiko ist aber immer dabei. Auf Bildern kann man kleinere Risse oder Dellen nicht erkennen und der Rahmen hatte ein paar Stellen die Verdächtig waren. Aber es ging alles gut.

Die Restaurierung umfasst die komplette Entlackung des Rahmens wobei das Chrom beibehalten werden soll. Die Lackierung soll aus einer strahlend weissen Grundfarbe bestehen. Das Sattelrohr bekommt einen roten und einen grünen streifen in Anlehnung an die italienischen Nationalfarben. Die original Decals habe ich im Internet bestellt.

Nach viel Recherche und teils erfolglosen Telefonaten in ganz Deutschland habe ich über einen Airbrusher in München den Kontakt zu Gerhard Weinzierl aus Dachau bei München gefunden. Ein super netter Lackierer, der eine Autolackiererei mit seiner Tochter Tanja Weinzierl und 8 Mitarbeitern betreibt. Tanja ist selbst auch Lackierer Meisterin. Gerhard und Tanja haben eine Schwäche für Motorräder machen wunderschön kunstvolle Speziallackierungen für die Freaks aus dieser Szene rund um München. Sie haben auch schon Fahrräder lackiert. Da war ich genau an der richtigen Stelle.

Der Rahmen wurde handgeschliffen, grundiert und weiss lackiert. Danach habe ich mich mit Gerhard in der Werkstatt getroffen und wir haben gemeinsam die Decals auf den Rahmen geklebt und wir haben die richtigen Farben für die streifen am Sattelrohr ausgesucht.

Gerhard hat dann den roten und grünen Streifen mit einer Airbrush-Pistole auf das Sattelrohr lackiert.

Gerhard bei der Airbrush Lackierung am Sattelrohr

Nachdem alles getrocknet war kam Klarlack drauf. Damit waren die Decals unter Lack, was sehr professionell ist. Ich konnte rund eine Woche später den fertigen Rahmen abholen.

Der Rahmen ist restauriert und frisch lackiert. Fehlt nur noch die Ausstattung und die Montage.

Als Gianni Motta meinen Personal 2001 R Rahmen ende der 1980er Jahre fertigte, lag Campagnolo quasi am Boden, überwältigt von dem Hersteller Shimano aus Japan. Ende der 1980er Jahre hat Campagnolo dann die sehr erfolgreiche, aber zu diesem Zeitpunkt technisch veraltete Super Record Gruppe eingestellt und die C-Record Gruppe rausgebracht. Die C-Record Gruppe wurde zunächst mit den klassischen Bremsen in der sogenannten Cobalto Version angeboten und später mit den sogenannten Delta-Mittelzugbremsen. Das Delta-Bremssystem hat nie wirklich gut funktioniert und die Bremse gefällt mir auch nicht. Beim Aufbau überspringe daher die C- Record Ära der späten 1980er Jahre und statte das Rennrad mit einer Campagnolo Gruppe der frühen 1990er Jahre aus. Wer mehr zum Thema Campagnolo und Shimano Komponenten lesen will kann dies im Abschnitt Components auf dieser Seite tun.

In den 1990er Jahren wurde bei Campagnolo neben der Top Gruppe Record auch die Chorus Gruppe, eine weitere Gruppe der Spitzenklasse, in den Markt eingeführt. Beim Aufbau setze ich also auf diese Campagnolo Komponenten und damit auch auf ein 8- Fach Schaltsystem mit Kassettennabe.

Das Schaltwerk, der Umwerfer sowie der Kurbelsatz sind Chorus Teile aus den Jahren 1992 oder 93, das Tretlager ist ein Athena aus 1992. Das Tretlager und der Kurbelsatz sind neue Teile die bei Händlern all die Jahre auf Lager waren und bislang nicht verkauft wurden (New Old Stock).

Die ErgoPower 8- Fach Bremsschalthebel sind sehr gut erhalten und gehören zu der 1994er Record Gruppe, ebenso die Sattelstütze die zu der 1993er Record gehört. Die Bremsen stammen von einer 1997er Record Gruppe. Die Laufräder, mit den Mavic SUP Open Pro Felgen und den 1994er Record 8- Fach Naben sind aus meinem Altbestand.

In den Rahmen habe ich eine neue 2022er Tommassini 1 Zoll Chromgabel eingebaut die wie ich finde sehr gut zu dem Rad passt. Der Steuersatz ist ein neuer und sündhaft teurer 1982er Campagnolo Record Stahlsteuersatz. Neu und aus dem Jahr 2022 sind ein klassischer Cinelli 1a Vorbau sowie die Neuauflage des legendären Cinelli Giro D`Italia Lenker.

Die Gewinde am Tretlager sowie die an den Schalthebelaufnahmen habe ich nachgeschnitten und das Sattelrohr nachgefräst. Nach dem Lackieren waren dort überall Farbreste die vor der Montage entfernt werden mussten.

Am Ende also alles zusammengebaut war erwachte ein wunderschöner, restaurierter Stahlrenner.