Hier geht um die Geschichte der wichtigsten Hersteller von Fahrradkomponenten Campagnolo und Shimano. Fahrradkomponenten setzen sich in der Regel aus dem Schaltsystem, bestehend aus Schaltwerk, Umwerfer und Schalthebel, dem Tretlager mit den Kurbeln, den Bremsen mit Bremsgriffen, sowie der Sattelstütze, Naben und Laufrädern zusammen. Die Komponenten werden je nach Qualität und technischem Standard von den Herstellern in sogenannten Gruppen angeboten.
Von 1974 bis 1987 war die Campagnolo Super Record die Top-Gruppe von Campagnolo. Bei der Tour de France war der überwiegende Teil der Fahrer mit diesen Komponenten unterwegs. Bis in die frühen 1980er Jahre war die Super Record Gruppe quasi der Standard.
Das änderte sich im laufe der 1980er Jahre durch den japanischen Wettbewerber Shimano, der mit seiner Dura-Ace Gruppe immer stärker in den Mark drängte und mit innovativen Entwicklungen Campagnolo vor sich hertrieb. Die Dura-Ace Gruppe wurde seit 1973 gebaut und war bis 1984 nahezu bedeutungslos. Mit der Einführung der Dura-Ace 7400 Gruppe im Jahr 1984 brachte Shimano das erste indexierte Schaltsystem (SIS – Shimano Indexed Shifting) auf den Markt was zunächst für 6-Fach, später für 7- und 8-Fach Kassetten konzipiert wurde. Zudem brachte Shimano mit der 7400 die Kassetten-Nabe auf den Markt, bei der nur das kleinste Ritzel aufgeschraubt wurde um alle grösseren Ritzel auf der Nabe zu fixieren. Die grösseren Ritzel waren auf die Nabe gesteckt, was ein grosser Vorteil beim Wechsel der Übersetzung darstellte. Dieses Kasettensystem existiert im Prinzip bis heute bei allen grossen Herstellern wie Sram und auch bei Campagnolo.
Als 1987 die Campagnolo Super Record auslief, war sie technisch veraltet. Immer mehr Profi-Teams statteten ihre Fahrer mit Shimano Komponenten aus und Campagnolo ersetzte die Super Record Gruppe durch die sogenannte C-Record (Corsa Record), die später in den frühen 1990er Jahren durch die Record Gruppe abgelöst wurde. Erst 2009 brachte Campagnolo wieder eine Gruppe auf den Markt mit dem legendären Namen Super Record.
Die C-Record Gruppe wurde zunächst mit 7-Fach Schraubkranz und leicht modifizierten Bremsen (Cobalto) angeboten. Später folgte die Campagnolo Delta Mittelzug-Bremse, die zuerst eine Katastrophe war, weil sie nicht gut bremste. Durch den Druck auch aus dem Peleton verbesserte Campagnolo die Bremswirkung bei den Nachfolgemodellen aber die Delta Bremse konnte nie wirklich überzeugen. Die Campagnolo Index-Schalthebel funktionierten lange nicht so gut und zuverlässig wie das Pendant von Shimano. Zwischen 1987 bis in die frühen 1990er Jahre verlor Campagnolo stetig an Reputation und Bedeutung.
1990 brachte Shimano für die 7400er Gruppe die ersten Brems- Schalthebel auf den Markt. Ein weiterer Meilenstein in der Entwicklung von Fahradkomponenten. Damit konnten beim Schaltvorgang die Hände am Lenker bleiben. Das Schalten war selbst im Sprint möglich und die Schaltvorgänge waren deutlich präziser und vor allem schneller. Das System überzeugte fast alle Rennfahrer. Neben der Kassettennabe sind Bremsschalthebel die nächste Innovation von Shimano, die bis heute im Prinzip bei allen grossen Herstellern überlebt hat.
Erst 1992 legte Campagnolo mit dem ErgoPower Brems- Schalthebel System nach und zog mit Shimano technisch gleich. Gleichzeitig kam eine 8- Fach Kassettennabe auf den Markt. Die Top Gruppe von Campagnolo trägt jetzt den Namen Record.
Mir gefällt das Campagnolo ErgoPower System der frühen 90er Jahre besser als die 7400er Shimano STI Brems- Schalthebel. Der Grund ist, dass Campagnolo es geschafft hat die Brems- und Schaltzüge so aus dem Bremsschalthebel-System zu führen, dass beide unter dem Lenkerband verlegt werden können. Bei Shimano laufen seiner Zeit nur die Bremszüge unter dem Lenkerband, während die Schaltzüge vorne aus dem Brems- Schalthebel ausgeleitet werden. Dieses Detail ist aber reine Geschmacksache.
Funktional unterscheiden sich die beiden Systeme. Während bei Shimano 2 Hebel für die Schaltvorgänge vorgesehen sind, setzt Campagnolo mit dem ErgoPower System auf 3 Hebel. Bei Shimano fungiert der Bremshebel gleichzeitig als Schalthebel zum hochschalten, das Herunterschalten erfolgt durch den 2ten Hebel der hinter dem Brems- Schalthebel angebracht ist. Bei Campagnolo gibt es jeweils einen separaten Schalthebel für das Hoch- und Runterschalten, der 3te Hebel dient nur als Bremshebel und bleibt von den Schaltvorgängen unberührt.
